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Basler Anwälte engagieren sich für malaysische Potentatentochter

21.08.2018

Bruno Manser Fonds fordert Vischer AG zur Niederlegung des Sakto-Mandats auf - Kanzlei von alt Regierungsrat Ueli Vischer vertritt Immobilienfirma der malaysischen Potentatentochter Jamilah Taib gegen den Bruno Manser Fonds


(Basel/Zürich) Der Bruno Manser Fonds fordert die Basler Anwaltskanzlei Vischer AG auf, ihr Mandat für die kanadisch-malaysische Immobilienfirma Sakto Corporation (Sakto) niederzulegen.

“Bei Vischer gibt es offenbar erhebliche Mängel bei der Prüfung neuer Kunden. Der Reputationsschaden des Sakto-Mandats wird den potenziellen Gewinn bei weitem übersteigen“, sagte Lukas Straumann, Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds.

Vischer ist eine in Basel und Zürich domizilierte Anwaltskanzlei mit 40 Partnern. Einziger Firmenvertreter mit Einzelzeichnungsberechtigung ist der Basler alt Regierungsrat Ueli Vischer. „Ich bin von Ueli Vischer persönlich enttäuscht, dass seine Kanzlei sich von einer malaysischen Potentatenfamilie vor den Karren spannen lässt. Wir fordern die Vischer AG dazu auf, dieses Mandat niederzulegen.“

Die von der malaysischen Taib-Familie kontrollierte Immobilienfirma Sakto kündigte gestern in einer Medienmitteilung an, dass sie beim Zivilgericht Basel-Stadt eine vorsorgliche Verfügung gegen den Bruno Manser Fonds wegen Rufschädigung beantragt habe. Vertreten wird die Klage durch die Vischer-Anwälte Thomas Weibel und Aline Mata.

Die Sakto-Immobiliengruppe wurde 1983 in Ottawa von zwei Kindern und einem Bruder des malaysischen Potentaten Abdul Taib Mahmud gegründet. Recherchen des Bruno Manser Fonds haben gezeigt, dass Sakto nur dank ständiger Zuschüsse in Millionenhöhe durch die engsten Familienmitglieder des korrupten Politikers überlebte. Die Firma wird heute durch Jamilah Taib und ihren kanadischen Ehemann Sean Murray geleitet.

Sakto verfügt über Immobilien im Wert von über 200 Millionen kanadischen Dollar in Kanadas Hauptstadt Ottawa. Dazu kommen Tochterfirmen und Beteiligungen in den USA, Grossbritannien und Australien.

UPDATE 22. August 2018:

Zwölf Fragen an die Kanzlei Vischer zur Due Diligence

Bruno Manser Fonds stellt Glaubwürdigkeit der Vischer-Klientin Sakto zur Debatte

Letzten Montag hat die Basler Anwaltskanzlei Vischer AG bekannt gegeben, dass sie im Auftrag der kanadisch-malaysischen Immobiliengruppe Sakto beim Zivilgericht Basel-Stadt Antrag auf eine vorsorgliche Verfügung gegen den Bruno Manser Fonds eingereicht habe. Ziel sei die Wiederherstellung der Reputation der von einer malaysischen Politikerfamilie kontrollierten Sakto Corporation. Diese sieht sich als Opfer von Publikationen des Bruno Manser Fonds, die Sakto in Zusammenhang mit der Geldwäscherei von Korruptionserträgen aus Malaysia bringen.

Der Bruno Manser Fonds wurde bisher offiziell nicht über dieses Gerichtsverfahren benachrichtigt und hat den Antrag von Sakto auch nicht gesehen.

Im Sinne einer vorsorglichen Reaktion richtet der Bruno Manser Fonds an die Kanzlei Vischer folgende zwölf Fragen zur Due Diligence ihrer Klientin Sakto zur geflissentlichen Beantwortung:

1. Weiss die Vischer AG, wer die Aktionäre Ihrer Kundin Sakto Corporation und ihrer zahlreichen Schwester- und Tochtergesellschaften (Sakto-Immobiliengruppe bzw. kurz „Sakto-Gruppe“) sind? Wenn ja, wer sind sie?

2. Weiss die Vischer AG, wer der/die Ultimate Beneficial Owner/s Ihrer Kundin sind? Wenn ja, wer ist es?

3. Weiss die Vischer AG, dass sich ihre Klientin beharrlich weigert, die Eigentümerstruktur der Sakto-Gruppe öffentlich bekanntzugeben? Wenn ja, hat die Vischer AG überprüft, weshalb das so ist?

4. Hat die Vischer AG überprüft, weshalb ihre Klientin ein komplexes Netzwerk an Schwester- und Tochterfirmen mit häufig wechselnden Namen unterhält und welchen Sinn diese Organisationsstruktur der Sakto-Gruppe macht? Wenn ja, was ist der Sinn dieser Struktur?

5. Weiss die Vischer AG, dass sich Ihre Kundin weigert, die Transparenz-Standards der OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen umzusetzen? Wenn ja, kann die Vischer AG begründen, weshalb sich ihre Kundin so verhält?

6. Ist sich die Vischer AG bewusst, dass der malaysische Politiker Taib Mahmud öffentlich zugegeben hat, dass er das Startkapital zur Gründung der Sakto-Gruppe geliefert hat? Wenn ja, hat die Vischer AG in Erfahrung gebracht, um wieviele Millionen Dollar es sich handelt?

7. Hat die Vischer AG bei ihrer Klientin nachgefragt, wie der aus bescheidenen Verhältnissen stammende malaysische Politiker Taib Mahmud das Startkapital der Sakto-Gruppe beschaffte? Wenn ja, welche Erklärung lieferte die Klientin?

8. Hat die Vischer AG bei ihrer Klientin nachgefragt, wie viele Millionen Dollar Darlehen diese von der malaysischen Taib-Familie bezogen hat? Wenn ja, um welchen Betrag handelt es sich und von welchen Familienmitgliedern wurde er beschafft?

9. Hat die Vischer AG bei ihrer Klientin nachgefragt, aus welcher Quelle die Taib-Familie die Darlehen in hoher zweistelliger Millionenhöhe beschaffte, welche sie nachweislich in die Sakto-Gruppe investierte? Wenn ja, wie lautete die Antwort?

10. Hat die Vischer AG die frühere und gegenwärtige finanzielle und rechtliche Beziehung ihrer Kundin zu folgenden Offshore-Firmen überprüft: Sogo Holdings Ltd, Jersey; Richfold Ltd., Hong Kong; Norstar Overseas SA, British Virgin Islands; Courtil Investments, British Virgin Islands; Bexlane Ltd., British Virgin Islands; Golborne Ltd., Isle of Man? Wenn ja, wie sieht diese aus und wer verbirgt sich hinter diesen Firmen?

11. Wurde eine PEP-Prüfung (PEP=Politisch Exponierte Personen) durchgeführt und wurden die Angaben der Klientin auf ihre Plausibilität hin überprüft? Wenn ja, wie lautete das Ergebnis?

12. Welches Budget hat die Vischer AG mit Ihrer Kundin zur Verteidigung von deren Reputation ausgehandelt und durch wen wird dieses Budget beglichen?

(22. August 2018)



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